1985, Neustifter Kirtag. Die konservative Politprominenz drängelt sich beim alljährlichen Winzer-Event. Es wird genetzwerkt und getrunken. alle wollen Erhard Busek die Hand schütteln und gemeinsam über Kreisky schimpfen. Dieser hochoriginelle Roman schildert einen Nachmittag inmitten dieses zutiefst österreichischen Schauspiels.
Der Neustifter Kirtag ist heutzutage ein bombastisches Event. Für drei Tage im Jahr brummt das gemütliche Weinhauer-Viertel am Rande Wiens. Prominente zwängen sich in Tracht und Dirndl, Jugendliche schniegeln sich für eine dreitägige Sauftour zurecht, Politiker geben den letzten Rest an Würde auf, um ein paar Stimmen am rechten Rand abzuräumen. Traurig, pompös, unentrinnbar. Doch in den 1980er Jahren, in denen dieser Roman spielt, war der Neustifter Kirtag noch eine erbärmliche Angelegenheit. Schäbige Stände, ein quietschendes Ringelspiel, enttäuschte Kinder, grantige Eltern, Anspannung und Ohrfeigen.
Im Mittelpunkt dieses gloriosen Romans stehen das Ehepaar Thomas und Sylvia und ihre Kinder Lisa, Michael und Willi. Familienhündin Bonny ist im Wald entlaufen, sie soll so schnell wie möglich gefunden werden, sonst passiert noch ein Unglück auf der Höhenstraße. Aber die Familienmitglieder haben drängendere Pläne: Vater Thomas will auf den Kirtag, um bei der ÖVP-Neustift nichts zu versäumen. Michael will nichts lieber als mit einem dritten Bier seinen Alkoholspiegel auf gutem Niveau halten, und Hobby-DJ Lisa ist auf der Suche nach ihren Schallplatten. Nur der Jüngste, Willi, ist voll und ganz bei der Sache, er hat in seinem Leben bereits über zehn Haustiere verloren und würde einen weiteren Verlust nicht verkraften. Und dann drehen auch noch die beiden Skinheads (mit literarischem Kultpotenzial) Gabor und Alex ihre Runden und verbreiten Gewalt und Anarchie.
ca. 260 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag,
Leseband
€ 24.00
ISBN 978-3-903184-95-4
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»Leseempfehlungsalarm! Peter Waldeck ist ein Genie des komischen Erzählens.«
Fritz Ostermayer (FM4/ Schule für Dichtung)
»Ein komischer, surrealer und temporeicher Roman.«
Zeit im Bild, Sandra Krieger
»Der Buchtitel mutet so harmlos und unverbindlich an wie die Schlagzeile einer Bezirkszeitung und camoufliert solchermaßen eine an Giftigkeit kaum überbietbare Satire über menschliche Verstellungskunst und Verblendung, Abgründe und Irrungen, über Hass, Neid, Opportunismus.«
Wiener Zeitung, Bruno Jaschke
»Spielzeugkiste Popkultur. Mit Peter Waldeck zum Beispiel. Der 52-Jährige hat gerade seinen dritten Roman fertiggestellt. Spaß und Schulden am Neustifter Kirtag heißt das Buch, der Titel könnte aber genau so gut "Fear and Loathing in Neustift am Walde" lauten. Die Assoziation ist nicht ganz ungewollt, Waldeck liebt die große Spielzeugkiste Popkultur mit ihren Versatzstücken und Textbausteinen. Darin ist er geübt – etwa als Autor für seine Theatergruppe Casa Del Kung Fu, die im Grenzgebiet zwischen Literatur, Wrestling und Comic zu Hause ist. Das heißt: Es wird wohl schräg und lustig, wenn sich Waldeck nun literarisch ans Kirtagstreiben anpirscht. (...) Diese Familie flankiert Waldeck mit einem ganzen Arsenal an Figuren, und so werden weit über 30 Personen an diesem Kirtagnachmittag in eine temporeiche, fast schon comichaft arrangierte Geschichte eingewoben. Kreuzt dabei wer (unglücklicherweise) den Weg des ebenso dumm-dreisten wie brutalen Nazi-Skinhead-Duos Gabor und Alex, wird’s schauderhaft.
Dann gibt es selbst für eingesessene Neustift-Prominenz wie Michael Heltau eine auf den Deckel.«
Der Standard, Manfred Gram
»Waldeck bändigt ein Durcheinander aus Neureichen, Skinheads, Marienkäfer, verschwundenem Hund und Salzgurke. (...) Schon bevor das Buch verkauft wurde, hieß es: Das wird lustig. So etwas macht angst. Aber Spaß und Schulden am Neustifter Kirtag ist erfreulicherweise nur lustig, wenn sich's anbietet. 4 Sterne.«
Kurier, Peter Pisa
»Man merkt dem Roman an, dass der Autor auch Theatermacher mit einem Faible für Comics und Popkultur ist. Die Erlebnisse der schließlich zur Hundesuche verdonnerten Jugendlichen werden rasant und in geschickt angeordneten Versatzstücken sowohl mit der Entwicklung von Einzelschicksalen, als auch mit komischen Episoden bis hin zu sich anbahnenden Tragödien verwoben. (...) Laut Wikipedia wurde das Splatter-Genre übrigens früher im Deutschen als „Blut und Beuschel“ bezeichnet. Beuschel ist eine fragwürdige Wiener Spezialität: Lungenhaschee. Muss man wollen. Im vorliegenden Fall: Ja, unbedingt«
Junge Welt, Eileen Heerdegen, September 2022
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